99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland zählen zum Mittelstand und die wenigsten haben das erreicht, was jetzt die Munk Group mit Sitz in Günzburg und Leipheim feiern darf. Das Unternehmen, das Inhaber und Geschäftsführer Ferdinand Munk in vierter Generation leitet, begeht 2024/25 das Jubiläum zum 125-jährigen Bestehen. Im Interview blicken Ferdinand Munk und Schwiegersohn Alexander Werdich, ebenfalls Geschäftsführer, auf die erfolgreiche Geschichte des Unternehmens und werfen einen Blick in die Zukunft.
Herr Munk, aktuell streichen in Deutschland leider immer mehr mittelständische Unternehmen die Segel. Sie können dagegen auf eine 125-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Wie erklären Sie das?
Ferdinand Munk: Wenn das so einfach wäre… Ich denke, wir, die Unternehmerfamilie Munk, hatten einfach das Glück, dass wir sehr viele richtige Entscheidungen getroffen haben – und das über Generationen hinweg. Und: Wir sind eben auch Macher. Allein, wenn ich an meinen Urgroßvater Leopold Munk denke: Der hatte 1899 ursprünglich eine Wagnerei gegründet. Er entwickelte dann eine Feuerwehrleiter, kurz darauf eine Gartenleiter, die dann gleich prämiert wurde. Sein Sohn Ludwig, also mein Großvater, hat dann später im Landkreis Günzburg mit dem Motorrad sämtliche Feuerwehren abgeklappert und ihnen die tolle Feuerwehrleiter vorgestellt. So hat’s angefangen, damals.
Da klingt Stolz durch bei Ihnen. War das auch der Grund, warum Sie vor drei Jahren den Schritt gewagt haben, mit der Munk Group den Namen Munk auch im Firmennamen zu tragen?
Munk: Das mag schon auch eine Rolle gespielt haben, aber am Ende war dieser Schritt die logische Konsequenz eines strategischen Prozesses, den wir im Jahr 2021 auch nach außen sichtbar gemacht haben. Mit der noch klarer ausdifferenzierten Firmenstruktur unter dem Dach der Munk Group haben wir unser Profil geschärft und können so in allen Geschäftsbereichen das volle Potenzial ausnutzen. Außerdem war es uns wichtig, ein klares Zeichen als Familie zu setzen. Und zwar: Dass wir als Familie Munk auch in Zukunft voll hinter dem Unternehmen und seinen Mitarbeitenden stehen. Bei uns ist schließlich bereits die fünfte Generation am Start, wir setzen konsequent auf Made in Germany und haben in den vergangenen drei Jahren über 30 Millionen Euro in die Standorte Günzburg und Leipheim investiert.
Alexander Werdich: Dieses Bekenntnis haben wir ganz bewusst im Firmennamen und in der Bezeichnung der Geschäftsbereiche sichtbar gemacht. Egal, ob Munk Günzburger Steigtechnik, Munk Rettungstechnik, Munk Service oder die Munk Profiltechnik: Wir, die Familie Munk, stehen dazu. Und das leben wir ja auch. Alle Töchter von Ferdinand und Ruth Munk sind im Unternehmen aktiv und auch alle Schwiegersöhne. Wir alle, und gerade auch wir aus der jungen Generation, übernehmen Verantwortung für das Unternehmen und seine Mitarbeitenden. Nicht umsonst heißt es bei uns Munks: Eine Familie, ein Name, eine Mission.
Ist dies das Erfolgsrezept des Unternehmens?
Munk: Das ist sicher ein wichtiger Part. Seit wir sämtliche Geschäftsbereiche des Unternehmens unter der Dachmarke der Munk Group zusammengeführt haben, können wir uns noch besser als Innovationsführer bei Arbeitssicherheit im Segment der professionellen Steigtechnik positionieren. Genauso wichtig ist aber, dass wir von Anfang an konsequent auf Qualität gesetzt haben und unser Ohr immer ganz nah am Markt haben. Wir lieben es, wenn wir gemeinsam mit den Profis aus der Praxis neue Lösungen entwickeln können. Wir hören genau zu und achten bei der Produktentwicklung eben auch auf Details. So haben wir uns über die Generationen hinweg das Vertrauen der Spezialisten und einen exzellenten Ruf als zuverlässiger Partner für die Anwender erarbeitet. Darauf bin ich sehr stolz.
Das scheint eine gute Philosophie zu sein…
Werdich: Ja, das Konzept geht wirklich auf. Wir haben in den vergangenen Jahren sämtlichen Krisen getrotzt und sind in allen Bereichen gewachsen. Wir haben die Standorte in Günzburg und Leipheim mit Investitionen in Höhe von über 30 Millionen Euro ausgebaut, der Umsatz steigt jährlich kontinuierlich mit starken Wachstumsraten an und auch die Zahl der Mitarbeitenden hat mit über 450 ein neues Rekordniveau erreicht. Auch darauf können wir stolz sein.
Munk: Die Entwicklung ist schon beeindruckend. Als meine Frau Ruth und ich 1982 – also vor 43 Jahren – am Standort in Günzburg begonnen haben, ging’s auf einer Gesamtfläche von 7.000 m2 los. Jetzt haben wir ein Areal von über 200.000 m2, also fast 30-mal so viel. Unser Jahresumsatz lag 1982 übrigens bei 250.000 DM, also ca. 125.000 Euro. Für den Abschluss des Geschäftsjahres 2024 rechnen wir mit circa 85 Millionen Euro. Dass wir in solche Dimensionen vorgedrungen sind, ist wirklich beeindruckend. Ich kann nur allen von Herzen danken, die den Weg gemeinsam mit unserer Familie mitgegangen sind und einen so großen Anteil zu unserem Erfolg beigetragen haben. Sie alle haben die Munk Group zu dem gemacht, was wir heute sind. Ein erfolgreiches, gesundes und von Investoren unabhängiges mittelständisches Unternehmen in Familienhand.
Wie kaum ein anderes Unternehmen wird die Munk Group mit Schlagworten wie Sicherheit und Qualität aus Deutschland in Verbindung gebracht. Wie wichtig ist dieses Image?
Munk: Das ist sehr wichtig und mit ausschlaggebend für unseren Erfolg. Nicht umsonst ist unser Claim: „Sicherheit. Made in Germany“. Denn genau das ist unsere Mission und unser Versprechen an die Kunden – und das gilt jetzt seit mittlerweile 125 Jahren. Menschen, die mit unseren Produkten arbeiten, müssen sich auf diese verlassen können. Schließlich hängt nicht weniger als ihre Gesundheit davon ab. Und: Wer will nicht nach der Arbeit oder dem Einsatz gesund und unversehrt nach Hause kommen.
Werdich: Das Großartige daran: Wir bieten den Anwender immer das richtige Produkt, egal ob für Handwerk, Industrie, Einsatz- und Rettungskräfte oder die öffentliche Hand. Profis vertrauen mehr denn je auf die Qualität unserer Produkte, Dienstleistungen und Lösungen. Ganz einfach, weil sie sich im täglichen Einsatz bedingungslos auf unsere Steig- und Rettungstechniklösungen verlassen können. Auf Produkte, die immer einen Schritt voraus sind und ihnen damit einen entscheidenden Mehrwert bieten. Es geht um maximale Arbeitssicherheit, Tag für Tag. Dass wir konsequent zu „Made in Germany“ stehen, das ist ja hinlänglich bekannt. Wir waren 2010 das erste Unternehmen überhaupt in Deutschland, das vom TÜV Nord mit dem zertifizierten Herkunftsnachweis „Made in Germany“ ausgezeichnet wurde.
Für Sie ging es kontinuierlich nach oben. Zunächst mit Leitern und später dann ja auch mit vielen weiteren Steigtechniklösungen wie allen Formen von Treppen, Podesten, Gerüsten und Rollcontainern bis hin zu individuellen Sonderkonstruktionen. War das so abzusehen?
Munk: In diesem Umfang nicht. Aber man muss es natürlich auch so sehen: Was das Rad für die Mobilität ist, ist die Leiter für alle, die nach oben wollen. Und das seit Menschengedenken. Die Leiter bietet uns eine einfache und sichere Möglichkeit zum Aufstieg, zum Perspektivwechsel, zum Überwinden von Hindernissen und zum Entdecken von Neuem. Jeder Mensch nutzt irgendwann eine Leiter. Je sicherer er dies tut, umso besser.
Werdich: Das klingt fast unglaublich: Unser Standardsortiment umfasst mittlerweile über 2.500 Produkte, die für Arbeitssicherheit stehen.
Werfen wir noch gemeinsam einen Blick in die Zukunft. Was sind die größten Herausforderungen und wie wollen Sie diese meistern?
Munk: Wir wollen natürlich so erfolgreich weiterarbeiten wie bisher und müssen uns dabei immer wieder auf wechselnde Rahmenbedingungen einstellen. Eine große Herausforderung ist die rasante Entwicklung im Bereich Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Die KI zieht in unsere Prozesse ein und auch wir nutzen diese Vorteile bereits bei der Entwicklung unserer Innovationen. Wichtig ist für uns, dass wir weiterhin mit innovativen Ideen Technologie- und Innovationsführer in der Steigtechnik bleiben und uns so auch in Zukunft als attraktiver Arbeitgeber in der Region präsentieren können. Egal, in welcher Branche: Wenn es um Sicherheit made in Germany geht, dann soll der Name Munk auch in Zukunft ganz oben stehen.
Werdich: Bei Kunden, Geschäftspartnern, aber auch unseren Mitarbeitenden wollen wir als Unternehmen präsent sein, das Verantwortung übernimmt. Das betrifft die soziale Verantwortung genauso wie die Verantwortung gegenüber der Natur. Auch hier haben wir mit den jüngsten Investitionen schon kräftig vorgelegt. Bereits jetzt sind wir an sonnigen Tagen autark, was unseren Strombedarf angeht. Wir decken 40 Prozent des Strombedarfs aus eigenen Photovoltaik-Anlagen. Bei der Heizenergie können wir dank einer neuen Hackschnitzel-Anlage den Erdgasverbrauch um 40 Prozent reduzieren. Wir haben ein Transformationskonzept für maximale Autarkie entwickelt. Das soll uns mit einer ganzen Reihe an weiteren Maßnahmen in eine nachhaltige Zukunft führen. Bereits jetzt sparen wir jährlich über 540 Tonnen CO2 ein.
Munk: Sie sehen schon. Wir sind stolz darauf, was wir in den vergangenen 125 Jahren erreicht haben, und brennen dafür, die Zukunft noch erfolgreicher zu gestalten.